Die 5 Hippie-Typen von Goa

23.8.2007 von oliver

Anfang des Jahres war ich im indischen Bundesstaat Goa, der ehemals portugiesischen Kolonie an der Westküste Indiens. Neben einer schönen Hauptstadt, einigen historischen Sehenswürdigkeiten sowie einem immer größer werdenden Pauschaltourismus-Strand gibt es dort immer noch eine vergleichbar große Gemeinschaft von Hippies, die sich vorwiegend am nördlichen Ende von Goa aufhält. Zentrum dieser Gemeinschaft ist das kleine Dorf Arambol und sein dazugehöriger Strand, an dem ich ein paar Tage verbrachte. Wer meint, hier im Prenzlauer Berg treffe man viele alternative Yoga-trainierende Öko-Fans an, war noch nicht in Arambol. Hier die fünf Hippie-Typen von Goa:

Djembe-Trommel
Foto: Cuauhtémoc Suárez

  1. Die alteingesessenen, faltigen, Mahagoni-hautfarbenen Typen mit blonden Locken – sofern Haare noch vorhanden sind – oft in Begleitung einer entsprechend drahtigen, kurzhaarigen Frau um die 50 mit ausgetrockneten Hängebruesten. Diese Leute sind Europäer (viele Franzosen), aber man sieht sie in Europa nicht. Sie wohnen wahrscheinlich schon 30 Jahre in Goa.
  2. Der Rasta-Typ, um die 25. Wahrscheinlich eine frühe Form von Typ 1. Oft mit Vollbart. Trägt lediglich eine zerissene halblange Hose und ist häufig flächendeckend tätowiert. Sitzt gerne abends am Strand und versucht sich mit seinen drei Rhythmen im Djembe-Spielen zu beweisen. Interessanterweise dackelt auch hier oft eine Frau hinterher, die meist besser aussieht. Die ist am Kopftuch zu erkennen. Ich bin nicht sicher, was sie an diesem behaarten Gesellen findet. Wahrscheinlich gibt’s bei ihm oft was Gutes zu Rauchen ohne zu zahlen. Der Rasta-Typ ist in Deutschland übrigens nicht unbekannt. Man kann ihn auch in Berlin Friedrichshain antreffen oder mittags im Mauerpark, und auf dem Karneval der Kulturen gibt es dann die jährliche Versammlung.
  3. Der Party-Typ. Diese Herren treten fast immer in Gruppen von 4 oder 5 Leuten auf. Ich schätze, das sind Rucksacktouristen, die von ihrem halben Jahr in Indien ca. 5 1/2 Monate in Goa verbringen, was man an ihrer Bräune sieht. Ihre Freundinnen, die dabei sind, gehen aller Wahrscheinlichkeit täglich zum Yoga-Kurs. Es handelt sich hier vorwiegend um Engländer. Kann sein, dass einer aus dieser Gruppe nach dem halben Jahr Aufenthalt keine Lust mehr hat, nach Hause zu gehen („I found paradise, I’m telling you, man!“). Der wird dann zu Typ 2, dem Rasta-Typ.
  4. Der Guru. Davon gibt es nicht so viele, aber man sieht schon ein paar, wenn man sich 1-2 Stunden am Strand aufhält. Meist athletisch gebaut, um die 30. Trägt nur das absolute Minimum mit sich: Hose, Sandalen, einen kleinen Beutel, mehr nicht. Ganz kurze Haare. Der Guru ist ebenfalls länger hier, aber nicht, um am Strand herumzuhängen, sondern um die spirituelle Erleuchtung zu erlangen. Dieser Mensch steht ueber den Dingen. Sein aufrechter Gang und das ruhige Gesicht verrät: Ihr könnt mich alle. Mir persönlich kam das sehr gespielt vor, aber ich mag mich auch irren.
  5. Normale Touristen. Die gibt es tatsächlich auch, wenn auch nur wenige. Sie kommen hierher, um sich am Strand zu entspannen. Nach ein paar Tagen reicht es ihnen wahrscheinlich auch wieder. Sie kommen aus allen möglichen Ländern (wobei ich Deutsche kaum angetroffen habe). Sie sind die bevorzugten Opfer der Strandverkäufer (die Sari-Verkäuferinnen, CD-Verkäufer, Essen, Getränke, alles, very cheap).

Dann gibt es natürlich die Inder selbst, die in Arambol allerdings in der Minderheit zu sein scheinen. Ihr Leben dreht sich zu 100% um die Touristen. Einmal habe ich versucht, einen normalen Supermarkt zu finden. In der einzigen Straße von Arambol gab es zwar 50 Läden, die Tücher, Taschen und T-Shirts verkauften, aber nur einen einzigen Supermarkt. Also spaßig war’s allemal.

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