Fanfrauen und Bandbitches

30.6.2007 von maria

Ich bin seit einigen Jahren mit einem Musiker liiert und hatte daher ausreichend Gelegenheit zur Beobachtung einer besonderen Spezies Mensch: der Fanfrauen. Schon lange vor Beginn eines Konzerts stehen sie vor der Bühne, um sich einen Platz in der ersten Reihe zu sichern. Während des Konzerts sind sie voll und ganz damit beschäftigt, die Aufmerksamkeit ihres Lieblingsbandmitglieds -in der Regel der Sänger- auf sich zu lenken. Sei es durch besonders ekstatisches Tanzen, lautes Kreischen und Jubeln, Schilder (eher im Teenialter) und natürlich einem gekauften oder selbstbedruckten Band T-Shirt. Wenn ihr Star dann zufällig in ihre Richtung schaut (wobei angemerkt werden muss, dass dieser in der Regel aufgrund der Scheinwerfer sowieso niemanden vor der Bühne sieht), schlägt ihr Herz höher. Und spätestens am nächsten Tag landen aufgeregte E-Mails in seinem Postfach, mit denen die Eva-Maries aus Klein-Siehste-Mich-Nicht versuchen, persönlichen Kontakt auzunehmen: „Ich bin die aus der ersten Reihe mit dem blauen T-Shirt und den blonden Haaren, die du die ganze Zeit angeschaut hast…“. Nach dem Konzert warten sie geduldig in der Nähe des Merchandising Standes, in der Hoffnung ein paar Worte mit dem Bandmitglied ihrer Wahl austauschen zu können und ein Autogramm zu erhalten. Wenn das geschafft ist, ziehen sie mit einem nagelneuen Plakat und einem Autogramm auf dem T-Shirt glücklich nach Hause.

Die meisten dieser Fanfrauen haben gemeinsam, dass sie nicht mit einem attraktiven Äußeren gesegnet sind und dass in ihrem Leben sonst nicht viel los zu sein scheint. Wahrscheinlich haben sie Probleme, einen Freund zu finden und aus diesem Grund konzentrieren sie ihre ganze Energie und Zuneigung auf ihren Star. Sie kommen häufig aus kleineren Städten oder Gemeinden, in denen nicht viele Freizeitaktivitäten möglich sind. Einige besonders engagierte Damen gründen einen Fanclub oder treten zumindest einem solchen bei. Das verschafft ihnen eine besondere Position und im besten Fall persönlichen Kontakt zur Band. Ansonsten verbringen sie einen Großteil ihrer Freizeit damit, das Gästebuch auf der Bandwebsite zu beehren, oder Mails und aufwendig gestaltete Briefe an die Band zu schicken („Hier ist ein Bild mit mir und meiner besten Freundin vor einem Bandplakat“/ „wie geht es euch denn so?“…).Den Wert dieser Damen ist aber nicht zu unterschätzen. Sie sind die treuesten Unterstützer einer Band, diejenigen, die alle Alben, Singles und die komplette Merchandising-Palette ihr Eigen nennen. Sie zeigen viel Engagement beim Rekrutieren neuer Fans und stehen auch noch dahinter, wenn es nicht mehr so gut läuft.

Davon zu unterscheiden sind die Frauen, die es nur darauf abgesehen haben, einen der mehr oder weniger prominenten Musiker in ihren Bekanntenkreis aufzunehmen, um damit ihre gesellschaftliche Position und das Ansehen bei ihren Freunden zu erhöhen. Vielleicht ist Band-Bitches die richtige Bezeichnung. Diese sehen meistens gut aus und sind ziemlich zurechtgemacht. Sie sehen ihren Platz nicht beim Volk in der ersten Reihe, sondern auf der Aftershowparty oder im Backstagebereich. Leider haben die Damen außer einem attraktiven Äußeren und einer auffallenden Art nicht viel zu bieten. Aber welcher Mann vergnügt sich nicht gerne im Kreise schöner Frauen?

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Eine Antwort

  1. Frau W

    Gut, daß sich die typische Fan-Frau mit Erreichen einer gewissen, sagen wir auch mal geistigen, Geschlechtsreife und dem Erlangen erster richtiger Erfahrungen, in der Regel „verwächst“. Schlecht nur, wenn sie das einzige Publikum einer Band ausmachen. Und dann stellt sich noch die Frage, inwiefern viele Bands und Künstler gezielt auf den „Fan-Frauen“ Effekt bauen, in dem z.B. eine feste Freundin verleugnet wird.
    Naja, wie dem auch sei, ich kann auf Fan-Frauen auf Konzerten gerne verzichten – sie blockieren die Sicht und sorgen für eine gute Portion Fremdschämen. Aber neulich auf dem Whitest Boy Alive Konzert, war ich mir sicher: Erlend Oye hat nur mich angeschaut…scheiße, und am merchandising stand war ich auch…und er auch…zu Hülf! Doch ein Aufatmen ist angesagt: ich habe mir kein Autogramm geholt und auch nichts gesagt – da trennt sich eben doch die Spreu vom Weizen.