KiTabesichtigungs-Tutorial

21.5.2008 von maria

Mein Sohn soll nun in die KiTa kommen und in Anbetracht der Millionen von Kindern in dieser Gegend haben wir uns schon sehr früh auf die Wartelisten diverser KiTas setzen lassen. Nach der Besichtigung von ungefähr 10 Kindergärten, kann ich mich schon beinahe als Experte bezeichnen. Zu Beginn habe ich mich noch von der Verkaufsstrategie während der Besichtigungen leicht begeistern lassen, doch nach einer Weile habe ich gelernt, worauf ich von Anfang an hätte achten sollen:

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Foto: Flávio Takemoto

  • Privater Träger oder öffentlich-rechtlicher Träger?:

Beides ist grundsätzlich in Ordnung. Ich würde aber eher KiTas privater Träger empfehlen. Finanziell macht es wenig Unterschied, da sich die Höhe des KiTabeitrages immer nach dem Einkommen der Eltern richtet. KiTas privater Träger bieten häufig bestimmte Aktivitäten extra an, die zusätzlich Geld kosten.

Öffentlich-rechtliche Kitas haben im Sommer eine mindestens zweiwöchige Schließzeit. Diese fällt bei privaten Trägern in der Regel weg. Private Einrichtungen haben meist auch längere Öffnungzeiten.

Sie können außerdem mit jüngeren Erziehern aufwarten. Ideal ist eine Mischung aus jungen, unverbrauchten und älteren, erfahrenen Erziehern. Für Jungen ist es immer schön, wenn auch ein männlicher Erzieher oder Praktikant dabei ist. Öffentlich-rechtliche Einrichtungen beschäftigen oft viele ältere, verbeamtete Erzieher.

Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass einige private Träger mehr Engagement und Phantasie bei der Kinderbetreuung an den Tag legen. Sowohl bezüglich der Einrichtung, als auch bezüglich der Aktivitäten. Womit wir auch gleich beim nächsten Punkt wären:

  • Kümmern sich die Erzieherinnen um die Kinder, oder sitzen sie nur daneben und halten Kaffeeklatsch?:

Für mich einer der wichtigsten Punkte. Natürlich sollen die Kinder nicht die ganze Zeit bespaßt werden, sondern müssen auch lernen, sich allein zu beschäftigen. Aber meiner Meinung nach werden die Betreuerinnen nicht fürs Herumsitzen bezahlt, sondern sollten sich auch ein wenig mit den Kindern beschäftigen. Ich habe nur eine einzige KiTa erlebt, in der den Kindern gerade etwas vorgelesen wurde. Beim Rundgang durch das Areal sollte man also darauf achten. Sitzen die ganz Kleinen unglücklich und verschwitzt, festgeschnallt im Wagen? Lassen die Erzieher die Kinder erst einmal zehn Minuten lang schreien, oder kommen sie früher? Helfen sie bei der Schlichtung von Streitigkeiten? Gut ist es, wenn Aktivitäten mit Fotowänden dokumentiert werden oder konkrete Bastelergebnisse an den Wänden hängen. Dann sieht man, dass auch wirklich etwas passiert und nicht nur darüber geredet wird. Bezüglich dieser Dinge hatte ich keinen guten Eindruck bei KiTas, bei denen das Konzept auf der (beinahe) komplett freien Beschäftigung der Kinder beruhte. Im Zweifel kann man auch einfach Eltern ansprechen, die ihre Kinder bereits in der Einrichtung untergebracht haben.

Einige Einrichtungen putzen erst Kindern ab drei Jahren die Zähne, mit der Begründung, bei jüngeren sei es zu unhygienisch, da sie gerne mit der Zahnbürste den Boden oder die Toilette putzen. Das ist nicht von der Hand zu weisen. Ich denke jedoch, dass die Zahnbürste bis zum Zähneputzen außerhalb der Reichweite der Kinder sein kann und sich dann die Erzieherin den Moment Zeit nehmen und mit dem Kind zusammen die Zähne putzen sollte. Gerade bei den empfindlichen Milchzähnen ist eine ausreichende Zahnhygiene von Anfang an relevant.

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Foto: Flávio Takemoto

  • Größe und Aufteilung der Gruppen:

Grundsätzlich sind kleinere Gruppen besser als größere Gruppen. Wobei es auch darauf ankommt, ob die Gruppen altersgemischt oder altershomogen sind. Bei altershomogenen Gruppen sollten möglichst wenig Kinder in einer Gruppe sein. Altersgemischte Gruppen dagegen können ein wenig größer sein, damit im Urlaubs- oder Krankheitsfall noch genügend Kinder eines Alters anwesend sind. Gruppengrößen von mehr als 30 Kindern sind jedoch nicht zu empfehen. Denn je mehr Kinder es sind, desto größer ist der Stress für sie. Mindestens eine Erzieherin für 9 bis 10 Kinder sollte gewährleistet sein. Bei sehr kleinen Kindern ist noch eine zweite Erzieherin zu empfehlen. Ob altershomogene oder altersgemischte Gruppen bevorzugt werden, ist Ansichtssache. Tatsächlich ist es schön, wenn die Kleinen von den Großen lernen können und umgekehrt die Großen lernen, wie mit kleinen Kindern umzugehen ist. Dennoch halte ich es nicht für praktikabel, Kinder von wenigen Monaten bis sechs Jahren in einer Gruppe unterzubringen. Günstiger erscheint die Mischung von Kindern bis zum Altern von 3 Jahren und darüber.

  • Selbst kochend oder angeliefertes Essen?:

Große KiTas kochen in der Regel selbst. Das hat den Vorteil, dass vor Ort ausgewählt wird, was gekocht wird. Für Allergiekinder gibt es einen direkten Ansprechpartner, welche Zutaten nicht verwendet werden dürfen. Außerdem schmeckt das Essen frisch zubereitet besser, als wenn es in einer Großküche hergestellt, verpackt und geliefert wird und dann nach Stunden auf den Tellern der Kinder landet.

  • Einrichtung der KiTa und Aktivitäten:

Je mehr Entfaltungsmöglichkeiten die Kinder haben, desto schöner ist es natürlich. Verfügt die KiTa über Bastelräume, Kinderküchen, Musikinstrumente, Tiere, eine Bibliothek, eine Sauna? Das sind alles schöne Extras. Wie sind die Räume eingerichtet? Sind die Wände mit Bastelarbeiten der Kinder beklebt? Hängen Mobiles oder Gardinen von der Decke und Spielzeuge an den Wänden? In einer Einrichtung waren in den Räumen der älteren Kinder alle Gegenstände mit Etiketten versehen, auf denen zu lesen war, um was für einen Gegenstand es sich handelt. So lernen die Kinder gleich, wie der betreffende Gegenstand geschrieben wird.

Wichtig ist, dass die Einrichtung auch einen Garten oder Spielplatz umfasst. Je größer, desto besser. Es ist positiv, wenn die ganz kleinen Kinder räumlich von den großen Kindern separiert werden. Das verringert die Gefahr, dass sie aus Versehen von Dreirädern oder Fahrrädern überrollt werden. Manche KiTas haben auch einen Garten, in dem eigenes Obst, Gemüse oder Kräuter angebaut werden.

Für größere Kinder sollten genügend Aktivitäten angeboten werden: Ausflüge in Museen, Bauernhöfe, Spielparadiese, kleine Fahrten mit Übernachtung, Feiern o.ä. . Viele KiTas beschäftigen sich projektweise mit bestimmten Themen. Dabei kann man mit mehr oder weniger Kreativität an die Sache herangehen. Wer sein Kind in Fremdsprachen unterweisen will, sollte sich gleich an eine bilinguale KiTa halten. Es wird zwar häufig Englisch-Unterricht angeboten. Aber ob es sich wirklich lohnt, für eine Stunde Englisch Unterricht pro Woche extra Geld auszugeben, halte ich für fraglich.

  • Große KiTa oder kleine KiTa?

Kleine Kindergärten sind natürlich gemütlicher und privater. Wobei es sich dabei häufig um Elterninitativkitas handelt, bei denen – wie der Name schon sagt – Engagement der Eltern erwünscht ist: Hilfe beim Gestalten der Räume, gelegentliches Reinigen der Räume etc. Wem das zu viel ist, der muss sich an eine größere KiTa halten. Ich denke, dass aber bei entsprechend kleiner Gruppenstärke und räumlicher Separierung auch in sehr großen Kindergärten der Stressfaktor nicht zu hoch ist.

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Foto: Flávio Takemoto

Letztlich ist natürlich auch Sympathie entscheidend. Eine unsympathische oder unfreundliche Leiterin stellt auch unsymphatische oder unfreundliche Erzieher ein. Neben den ganzen objektiven Kriterien sollte man sich immer auf sein Bauchgefühl verlassen. Und auf die Reaktion des Kindes. Fühlt es sich in der Einrichtung wohl? Mag es die Menschen dort?

Zu den Favoriten in meiner Gegend (Berlin Mitte) zählen die KiTa Pfiffikus in der Rückertstr. 2 und die KiTa Traumzauberbaum in der Mollstr. 7a. Sehr beliebt ist auch die Regenbogen KiTa in der Fehrbelliner Str. 80. Alle natürlich mit ellenlanger Warteliste. Also rechtzeitig (ca. ein Jahr, bevor der Platz benötigt wird) einschreiben und regelmäßig per Telefon oder persönlich Interesse bekunden.

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