Millionen pro Sekunde

11.9.2008 von oliver

Plötzlich hieß es: „Arnold ist da!“ Wir wussten ja schon lange, dass der Terminator (damals noch ohne politische Rolle) uns an der kanadischen Uni beehren würde. Denn sie hatten schon mehr als zwei Wochen lang am Set gebaut: eine künstliche Treppe. Wir, die auf dem Campus wohnten, konnten also schnell mal rübergehen und dabei zusehen, wie man drei Oldtimer und drei Busse eine Treppe hinunterfahren lässt. Das war zwar eher langweilig – man musste ewig warten zwischen den Takes und wurde eigentlich nur ständig von den Sicherheitskräften genervt – aber man würde ja sonst so etwas nicht mehr so schnell zu sehen bekommen.


Foto: miramb

Irgendwann war es so weit und der erste Oldtimer flog die Stufen herab, gefolgt vom Bus. Action. Cut. Klatschen. Zwei Stunden warten. Das ging drei Mal so. Ich dachte, bei so einem Aufwand müsse es sich um eine Schlüsselszene handeln. Junge, habe ich mich geirrt! Im (unglaublich schlechten) Film, den ich Monate später sah, dauerte die Szene nicht länger als eine Sekunde. Wie viel mag das wohl gekostet haben? Drei Einweg-Oldtimer, drei Busse, das Film-Team, Arnold (der den Stunt selbst machen wollte), die Komparsen und zwei Wochen arbeit an einer Treppe. Der Film hat 83 Millionen Dollar gekostet. Diese Szene war wahrscheinlich eine der teureren.

Auch in Berlin kann man immer wieder Filmteams beobachten. Selbst an einer kleinen Szene einer kleinen Serie sind mindestens 20 Leute beteiligt. Manche dieser Leute haben so gut wie nichts zu tun außer wichtig auszusehen. Die wollen aber auch bezahlt werden. Die Kinos kämpfen mit den sinkenden Zuschauerzahlen, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch die DVD-Einkäufe sinken, weil man sehr bequem Filme herunterladen kann. Wie werden dann solche Aktionen bezahlt? Wahrscheinlich gar nicht mehr. Auch in der Musikbranche werden Bands nicht mehr ohne Weiteres nach LA geschickt, um dort ihr Album zu produzieren.

Dass es auch anders geht, haben schon viele Filmemacher gezeigt (siehe z.B. Robert Rodriguez). Man kann sich auch ein bisschen auf die Zeit freuen, denn es wird wieder mehr auf Ideen und ein gutes Drehbuch ankommen und weniger auf die Menge an Geld, die in den Film gesteckt wurde.

Unter Entertainment


(Keine Kommentare möglich).