No Mutti-Bashing, please

18.5.2008 von maria

In den Berliner Tages- und Wochenzeitungen ist es schon seit einiger Zeit Mode, über die Muttis in Prenzlauer Berg und Mitte zu lästern. Als ebensolche ärgere ich mich jedes Mal über die Anhäufung von Klischees und absurden Vorwürfen, so dass ich mich genötigt sehe, ein kleines Verteidigungsplädoyer zu verfassen.

Ein Vorwurf, der in keinem Artikel fehlt, ist dass die Mütter alle mit einem Kaffeebecher in der Hand unterwegs sind oder zumindest in den Cafés sitzen und Latte Macchiato trinken. Was daran so abwegig sein soll, ist mir ein Rätsel. Man sieht in der ganzen Stadt Menschen mit kaffeegefüllten Pappbechern herumlaufen. Und auch die meisten Cafés können sich über Kundschaft nicht beklagen. Es scheint sich dabei also um eine allgemein verbreitete Sitte zu handeln. Anscheinend erwarten die Schreiber der Artikel jedoch, dass in dem Moment, wo man ein Gör in die Welt setzt, eine Komplettmutation zur Mutti stattfindet und man nur noch Früchtetee trinkend zu Hause sitzt. Dem ist aber nicht so. Wenn man -bis der Job wieder losgeht – den ganzen Tag damit beschäftigt ist, sich um das Baby zu kümmern, freut man sich über jede Abwechslung. Und es gibt wenig netteres, als gemütlich einen Kaffee trinken zu gehen. Dass man das Kind dabei nicht einfach zu Hause lassen kann, versteht sich von selbst. Und nach Monaten häufig unterbrochener Nächte, ist Kaffee ein wichtiges Überlebensutensil.

Kaffeetisch

Foto: Zela 

Was auch immer wieder zur Sprache kommt, ist die Affinität zu Bioprodukten und Naturbekleidung. Natürlich gibt es Eltern, die ihre Kinder in Schurwollestrampler und Filzlatschen stecken. Aber das ist wohl kaum regionsspezifisch. Wer sich in den Ökokreisen Kreuzbergs, Friedrichshains oder im alten Westberlin umschaut, wird diesem Phänomen dort genauso begegnen.

Auf den Spielplätzen kennt man sich. Richtig. Mit fortschreitendem Alter des Kindes verbringt man dort jeden Tag immer mehr Zeit. Die Kinder freunden sich untereinander an. Und wenn man nicht gänzlich unkommunikativ ist, lassen sich Spielplatzbekanntschaften nicht vermeiden. Sie vergeht auch die Wartezeit schneller. Und da man sich nicht näher kennt, sind die Kinder das naheliegendste Gesprächsthema.

Viele Mütter sehen schick aus. Was ist das Problem? Muss man sich denn zwangsläufig eine Muttifrisur schneiden lassen und in Mom-Jeans herumlaufen?

cooles Kind

Und: ja, es gibt viele Schwaben und andere Süddeutsche. Aber ich bin das beste Beispiel dafür, dass sich auch Urberliner hier wohlfühlen.

Der einzige Grund, warum all diese Dinge hier so auffallen, ist die überragend große Anzahl von Müttern mit Kindern. Steht man an einer Kreuzung, kann man davon ausgehen, in jeder abgehenden Straße mindestens einen Kinderwagen zu sehen. Die hohe Kinderdichte kann und sollte man aber in Anbetracht des seit Jahren bestehenden Geburtenrückgangs niemandem zum Vorwurf machen. Und wem es nicht passt: Adios! Berlin hat auch noch andere schöne Ecken.

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