Public footpaths

3.7.2007 von maria

Vor einiger Zeit war ich mit einer Freundin in Nordengland im Urlaub. Dort haben wir Bekanntschaft mit den public footpaths gemacht. Das sind eigentlich öffentliche Wanderwege. Häufig verlaufen sie jedoch über private Felder, Schafweiden und (!) Kuhweiden. Es kann also passieren, dass man guter Dinge auf einem Wanderpfad unterwegs ist und plötzlich vor einem Gatter steht, hinter dem eine Horde Kühe grast. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: entweder man tritt den Rückweg an, oder man nimmt seinen gesamten Mut zusammen und überquert die Kuhweide. Würden die Kühe still am Platz stehen bleiben und in Ruhe weiteressen, wäre das völlig unproblematisch. Doch wie wir Menschen auch, sind sie außerordentlich neugierig: schauen hoch, hören auf zu essen und kommen auf den Besucher zugeschlendert. Infolgedessen werden auch die anderen Kühe aufmerksam und ehe man sich versieht, kommt der ganze Trupp heranmarschiert.

Richtig gruselig wird es, wenn sich auch die Herren der Schöpfung auf der Weide befinden: Wir hatten schon die Hälfte des Weges glücklich hinter uns gelassen, als plötzlich ein großer schwarzer Stier mit riesigen Hörnern neben uns stand und uns anschaute. Meine Begleiterin trug ein rotes T-Shirt und sah sich im Geiste schon auf die Hörner aufgespießt, verfiel in Panik und rannte wie vom Teufel gejagt über die Weide und sprang über das rettende Gatter. Ich traute mich jedoch nicht hinterherzurennen, da ich befürchtete, den Stier zu reizen. Also schlich ich im Zeitlupentempo mit Angstschweiß auf der Stirn in Richtung des Ausgangs der Kuhweide, immer darauf gefasst, gleich ein wütendes Schnauben in meinem Nacken zu spüren. Erstaunlicherweise war der Stier außerordentlich entspannt und wackelte nur ein wenig mit dem Kopf. Wahrscheinlich hat er sich innerlich vor Lachen ausgeschüttet, wie wir Stadtleute den Kopf verlieren, wenn wir einmal mit der Natur in Berührung kommen.

Rind

Foto: Cyrille Bernizet

Unter Allgemein

Eine Antwort

  1. Stier von der Weide

    Von Angstschweiß hast Du aber Deiner Begleiterin nichts erzählt – das habe ich mit meinen großen Stierohren genau gehört! Erst in der Anonymität des www traut sich so mancher, ein wenig die coole Fassade bröckeln zu lassen. Mir soll es egal sein und natürlich freue ich mich über jeden Urlauber, der verschreckt über die Wiese hampelt, nur weil ich mal den Kopf hebe. Besser als Fernsehen!

    Take care,
    Bull from the Weide