Ticks und Macken

26.6.2007 von maria

Die Süddeutsche hat ihre Leser dazu aufgefordert, ihre Ticks und Macken einzuschicken und daraus einen hübschen Artikel geschrieben.

Zu dem Thema hätte ich auch einiges beisteuern können.

Zum Beispiel gehe ich auch nur sehr ungern Klopapier einkaufen. Weil es günstiger ist, kauft man ja keine 2-Rollen Packung, sondern gleich das Vorratspack, welches aber so groß ist, dass man es unmöglich in einem Einkaufsbeutel verstecken kann. Ich versuche dann immer so lässig wie möglich mit dem unter den Arm geklemmten Klorollenhaufen an allen coolen Berlin-Mitte-Leuten vorbeizulaufen, die in den Cafés Spalier sitzen. Aber ich habe trotzdem immer die Befürchtung, mit Hinternabwischen in Verbindung gebracht zu werden.

Früher hatte ich die Macke, dass ich immer alles symmetrisch machen musste. Nicht so sehr, wenn ich mit anderen Menschen zu tun hatte, sondern eher, wenn ich alleine zu Hause war (man muss ja nicht alle Macken öffentlich ausleben). Wenn ich mich zum Beispiel auf eine bestimmte Art bewegt habe, habe ich die Bewegung mindestens ein Mal wiederholt. Die Anzahl der gleichartigen Bewegungen musste immer durch zwei teilbar sein. Ich bildete mir ein, dass alles andere Unglück bringen würde. Diesen Tick habe ich mir zum Glück wieder abgewöhnt.

Ansonsten trinke ich meinen Tee nur direkt aus einer Teekanne, weil alles andere einfach zu umständlich wäre. Ich singe in der Badewanne. Ich meckere mit Vorliebe über rüde Auto- und Radfahrer. Ich esse gerne Kekse im Bett und habe immer die Befürchung zu spät zu kommen, weshalb ich grundsätzlich viel zu früh am Zielort angelange. Wenn ich Insekten in meiner Wohnung sehe, greife ich sofort zum Staubsauger, weil ich mich nicht traue, ihnen anderweitig zu Leibe zu rücken. Als ich noch einen modischen Kurzhaarschnitt trug, bin ich nie aus dem Haus gegangen, ohne mir vorher die Haare zu waschen.

Diese kleinen Ticks sind aber noch relativ harmlos. Wenn man durch die Straßen läuft, sieht man haufenweise Leute, die wirklich eine Macke haben. Auf meinem zehnminütigen Spaziergang begegneten mir heute eine Frau, die mit sich selbst redete, eine Frau, die während des Laufens immer Grimassen zog und ein Mann, der alles und jeden in lautem Berlinerisch kommentierte und versuchte, anstatt den Gehweg zu nutzen, sich hinter den Altglascontainern vorbeizuschlängeln.

Ist man in der Stadt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, begegnet einem häufig ein hagerer Mann mittleren Alters, der eine Bahn-Macke hat. Ich weiß nicht, ob er früher bei den Verkehrsbetrieben gearbeitet hat, oder ob er einfach nur davon besessen ist. Er kennt die Stationen jeder Linie auswendig und sagt sie vor jedem Halt an. Ist man im Bahnhof angekommen, heißt es: „bitte alle einsteigen…Türen schließen…abfahren!“ . Im letzten Winter ist er durch die Abteile gezogen und hat an alle Mitreisenden „Strafzettel“ verteilt.

Manchmal bin ich davon überzeugt, dass jeder Mensch ein wenig insane ist.

Unter Allgemein, Amüsement

Eine Antwort

  1. Käi Wieber

    Na da hast Du ja noch mal Glück gehabt, daß sich die wahrscheinlich einzige richtige unter Deine Macken – nämlich der Symmetrie-Zwang – wieder verflüchtigt hat, denn:
    „Zwangsstörungen sind psychische Störungen, bei denen sich den Patienten Gedanken und Handlungen aufdrängen, die zwar als quälend empfunden werden, aber dennoch umgesetzt werden müssen, auch wenn sie übertrieben oder vollkommen sinnlos sind. Die Erkrankten erkennen dies zwar meistens, können sich darüber aber nicht hinwegsetzen.“ Wäre doch auch mal ein nettes Feature wert, diese Zwangsstörungen.

    Keine Sorge, die Klopapier-Meise hat jeder… Schlimm diese Gesellschaft der tabuisierten Körperfunktionen.