Warum ich ungern Postkarten verschicke

22.1.2008 von oliver

Das Verschicken von Postkarten aus dem Urlaub erscheint mir immer ein notwendiges Übel. Es gehört zum guten Ton, seinen besten Freunden eine Postkarte zukommen zu lassen. Eine gute Freundin von mir versäumt es nur selten, mich auch beim kleinsten Ausflug ins Ausland mich an diese Pflicht zu erinnern. Dabei ist das doch unheimlich anstrengend:

Postkarten
Foto: jochen

  • Ich muss mir die Empfängeradressen merken oder irgendwo notieren.
  • Vor Ort muss dann eine Postkarte ausgewählt werden. Sie sollte interessant sein, aber nicht zu kitschig. Sie sollte den Ort zeigen, an dem man auch war. Zu vermeiden sind Postkarten, die so aussehen, als seien sie in den 70er Jahren gedruckt worden. Diejenigen, die schon etwas ausgebleicht sind und auf deren Bildern die Menschen noch seltsame Frisuren und Hosen mit Schlag tragen.
  • Während das Auffinden einer Postkarte nicht so schwierig ist, gestaltet sich das Erwerben einer passenden Briefmarke oft schwieriger. In den meisten Ländern, in denen ich bisher war, gab es Briefmarken nur beim Postamt, das man erst einmal finden muss. Einmal gefunden, ist die richtige Schlange zu finden, in die man sich einordnet (wobei es in China z.B. prinzipiell keine Schlangen gibt). So stand ich also in Indien ca. 20 Minuten an, nur um zu erfahren, dass die Ausgabe von Briefmarken an einem anderen Schalter stattfindet. Nun gilt es also zu erklären, dass man Briefmarken für drei Postkarten nach Deutschland benötige. In ablegenenen Ländern wie z.B. Madagaskar kam es dann schon mal vor, dass der ältere Herr hinter dem Tresen für eine Viertelstunde in einem hinteren Raum verschwand und dann mit einer ca. DIN A5 großen Briefmarke zurückkam. Das konnte es nicht sein. Und selbst wenn, wo wäre dann noch Platz für den Text bzw. die Adresse gewesen? Kurzum, eine passende Briefmarke zu kaufen ist nicht immer einfach.
  • Aber das Sinnloseste ist doch in meinen Augen noch der zu schreibende Text. Viel Platz ist ja nicht. Ein ausführlicher Reisebericht macht also keinen Sinn, wird den Empfänger auch kaum interessieren. Bleibt also in den meisten Fällen nur eine kurze Abhandlung über das Wetter übrig: „Hallo Monika, Goa ist super, wir sitzen den ganzen Tag am Strand und trinken Cocktails. Das Wetter ist heiß, das Wasser ist kühl, aber ok zum Baden. Viele Grüße, Oliver.“ Letztendlich schreibt man das ja allen Empfängern. Meiner Meinung nach kann man sich das auch sparen. Ich bewundere die Leute, die tatsächlich etwas Interessantes auf die Postkarte schreiben können. Ich dachte immer, es gibt nur einen interessanten Text, der mir einfällt: „Hallo Leute, mir gefällt’s hier so gut, ich komme nicht mehr zurück. Gießt meine Pflanzen. Alles Gute, Oliver.“ Aber so weit ist es bisher noch nicht gekommen.

Umgekehrt freue ich mich einerseits, Postkarten zu bekommen, denn irgendjemand hat da ja an mich gedacht und das ist nett. Andererseits ist dieser Spaß extrem kurz (so kurz wie der Text) und danach weiß ich nie, wohin mit der Karte. Wegwerfen erscheint mir unhöflich. Aber ich habe auch keine Wand, an die ich sie hänge. Also landet sie auf dem Haufen Postkarten, der immer größer wird. Und ich stelle mir vor, dass die Postkarten, die ich geschrieben habe, dasselbe Schicksal ereilt. Ich frage mich bis heute, ob sich das dann überhaupt lohnt.

Nachtrag: Wer wie ich keine Lust hat Postkarten zu schreiben, kann diese Vorlage nutzen:

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